14 – Taro, der schlaue Tiger
Taro, der schlaue Tiger taucht auf
Zweige knackten, eine Bewegung im Schatten. Augen funkelten im Dämmerlicht. Dann trat eine neue Gestalt ins Licht – groß, mit geschmeidigen Bewegungen und einem wissenden Blick. Die dunklen Streifen auf seinem Fell wirkten wie kunstvolle Linien, als hätte er sich selbst durch den Wald gemalt.
Der Tiger musterte die Gruppe mit einer Mischung aus Belustigung und Ernst. Dann sprach er mit ruhiger Stimme: „Klug, dass du die Gefahr erkennst. Aber zu spät – ihr seid bereits auf dem Weg.“
Milo spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Wer bist du?“
„Taro“, sagte der Tiger. „Und ich weiß, wonach ihr sucht.“
Jasper trat einen Schritt nach vorne, seine Schwanzspitze zuckte. „Dann sag es uns! Wer hat den ersten Pinselstrich gemacht?“
Taro legte den Kopf leicht schief, als würde er ihre Entschlossenheit wie ein Rätsel betrachten. „Ihr glaubt, dass eine einzige Antwort euch weiterbringt? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“
Sienna, die bisher nur beobachtet hatte, trat näher. Ihre Augen verengten sich. „Du redest in Rätseln. Weißt du es, oder nicht?“
Taro lächelte kaum merklich. „Ich weiß, wo ihr die nächste Spur findet.“
Leo, der weise Löwe, nickte langsam. „Dann führe uns dorthin.“
Taro schien ihre Entschlossenheit zu prüfen, bevor er sich lautlos umdrehte. „Folgt mir. Aber seid gewarnt – wenn ihr weitergeht, könnte es keinen Weg zurück geben.“
Der Wald wurde dunkler, je weiter sie ihm folgten. Die Farben begannen zu verschwimmen, als wären sie noch nicht vollständig gemalt. Jasper rieb sich die Augen. „Das ist… anders. Irgendwie unfertig.“
„Weil ihr euch einem Ort nähert, an dem das Gemalte endet,“ erklärte Taro. „Dort, wo die Linien noch fließen und die Muster nicht festgelegt sind.“
Luna blieb abrupt stehen. „Ihr meint… dort, wo alles beginnt?“
Taro nickte. „Vielleicht. Vielleicht aber auch dort, wo ihr den Wald hinter euch lassen müsst.“
Ein leiser Windhauch ließ die Blätter rascheln, und plötzlich war da eine Bewegung im Schatten. Zuri, der philosophische Tiger, trat lautlos aus der Dunkelheit, sein Blick tief und unergründlich. Er hatte sie begleitet – im Stillen. Und nun ließ er sich auf einem Stein nieder, als wäre er schon lange hier gewesen, und sprach mit ruhiger Stimme:
„Two roads diverged in a wood, and I— I took the one less traveled by, And that has made all the difference.“
Jasper sprang aufgeregt auf. „Na endlich, Zuri! Du tauchst immer dann auf, wenn’s spannend wird!“
Leo sah ihn nachdenklich an. „Das ist ein Gedicht von Robert Frost. Ich kenne es…“
Zuri nickte. „Jede Wahl. Jeder Schritt. Die Frage ist nicht, welchen Weg ihr nehmt – sondern, ob ihr bereit seid, ihn zu gehen.“
Ein Schauer lief über Milos Rücken. Und doch konnte er nicht anders – er musste es wissen.
Manchmal ist es klug, Fragen zu stellen.
Aber es ist mutiger, weiterzugehen – auch wenn es keine klaren Antworten gibt.
Die wahre Entscheidung liegt nicht in der Frage: „Was ist der richtige Weg?“
Sondern in: „Bist du bereit, ihn zu gehen – auch wenn er dich verändert?“
Kennst du solche Momente, in denen ein Weg, den du gewählt hast, alles verändert hat?
Taro, der schlaue Tiger
Öl/Mixed Media auf Leinwand, 30 x 40 cm
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